Kinderzahnarzt Krefeld
Ziemlich oft konfrontieren mich Eltern mit der Frage: „Müssen die Zähne meines Kindes behandelt werden? Sowieso sind es lediglich die Milchzähne und fallen irgendwann raus!“
Versuchen wir uns in diese Fragen zu vertiefen.
Die ersten Milchzähne brechen im Alter von ca. 6 Monaten beim Kind durch und zum Ende des 2. Lebensjahres sind alle 20 Milchzähne durchgebrochen. Wozu eigentlich?
1. Klar, in erster Linie um Kaufunktion zu ermöglichen.
2. Dann, um sprechen zu können. Dazu dienen allerdings die Frontzähne. Die Zungenspitze tastet beim Sprechen die Frontzähne an. Das nennt man Artikulation. Sollten die Zähne fehlen, können Sprachstörungen entstehen.
Aber jetzt gehen wir weiter. Die Milchzähne sind natürliche Platzhalter, die sozusagen den Platz für die bleibenden Zähne reservieren bzw. halten. Die bleibenden Zähne sind größer als die Milchzähne. Wenn es zu vorzeitigem Verlust eines oder mehreren Milchzähnen kommt, werden die Zahnlücken verengt, und die bleibenden Zähne haben dann keinen Platz für einen Durchbruch.
Darüber hinaus können die Kiefer ohne Kaustimulation, die eine Übertragung der Kauimpulse durch die Zähne auf die Kiefer voraussetzt, nicht altersgerecht wachsen. Es darf nicht vergessen werden, dass anstatt 20 kleiner Milchzähne mindestens 28 oder sogar 32 bleibende Zähne durchbrechen sollten. Also, wenn die Milchzähne vorzeitig verlorengehen, sind krumme oder sogar nicht durchgebrochene bleibende Zähne vorprogrammiert. Es kann sogar zu riesigen Kiefer – Missverhältnissen führen (Bissstörungen), die dann nur chirurgisch korrigiert werden können.
Und zu guter Letzt:
Die Milchzähne können genauso stark schmerzen, wie bleibende Zähne. Also, wenn ein erkrankter Milchzahn nicht rechtszeitig behandelt wird, sind Schmerzen vorprogrammiert. Oftmals bringen Eltern ihrer Kindern erst dann zum Zahnarzt, wenn Zahnaschmerzen bereits vorhanden sind, oder/und die Backe angeschwollen ist.
Jetzt stellen wir uns vor, dass ein beängstigtes Kind, das vielleicht schon eine ganze Nacht nicht geschlafen hat, das seit Tagen Schmerzen hat, sich zum ersten Mal behandeln lassen soll. Versuchen wir logisch zu denken: Wenn es schon stark schmerzt, muss mit ernsthafter Behandlung gerechnet werden. Und das beim ersten Zahnarztbesuch! Bei manchen Kindern kann so ein Zustand als mittelschweres oder sogar schweres Psychotrauma eingestuft werden.
Als Folge kann eine Zahnbehandlungsphobie entstehen, die dann als lebenslanges Leiden dazu führt, dass der Erwachsene ziemlich schnell seine Zähne verliert, weil er ständig die notwendigen Zahnbehandlungen vor sich herschiebt und die Zahnarztpraxen meidet.
Ich hoffe, dass ich Sie überzeugen konnte, dass Milchzähne in sich und Kinderzahnbehandlung im Ganzen eine wichtige Angelegenheit ist und von den Eltern ernst genommen werden muss.
Häufig gestellte Fragen über Kariesprophylaxe bei den Kindern:
1. Was ist eine Fissurenversieglung?
Fissurenversieglung ist eine prophylaktische Maßnahme, um eine Fissurenkaries (Karies der Kauflächen) vorzubeugen. Das ist keine invasive Maßnahme, d.h. dass die Zähne nicht gebohrt werden müssen. Es kommt lediglich ein Versiegelungslack auf die Kaufläche der Zähne (manchmal müssen die anderen Flächen eines Zahnes miteinbezogen werden)
2. Zahlt die Krankenkasse eine Fissurenversieglung bei Kindern?
Ja. Es wird die Fissurenversieglung an bleibenden großen Backenzähnen (Molaren) von den gesetzlichen Krankenkassen bis zum 18. Lebensjahr bezahlt.
Sollten die Fissurenversieglungen an bleibenden kleinen Backenzähnen (Prämolaren) oder an Milchzähnen vorgenommen werden, ist es dann eine private Leistung.
3. Was gehört zur Zahnprophylaxe bei Kindern?
Die wichtigste Aufgabe der Kinderzahnmedizin ist die Kariesprophylaxe bei den Kindern.
Die folgenden prophylaktischen Maßnahmen in der Kinderzahnmedizin sind erforderlich:
- Aufhebung des „Ist“-Zustandes und dessen Monitoring bis zum 18. Lebensjahr.
- Aufklärung über Entstehung der Karies, gesunde Ernährung, Zahnpflege usw.
- Motivierung des Kindes zur gesunden Ernährung und richtigen Zahnpflege.
- Praktische Übungen zur guten Zahnpflege.
- Fluoridieren der Zähne.
- Fissurenversieglung.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit erneuter Motivierung des Kindes.
Diese prophylaktischen Maßnahmen bei Kindern werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
4. Ist ein Fluoridgel gut für das Kind?
Es kommt darauf an.
Ein Fluoridgel ist ein Gel, das hochkonzentriertes Fluor enthält. Das Fluoridgel beugt exzellent Karies vor. Bei Kindern bis zum 8. Lebensjahr besteht aber Gefahr, dass das Verschlucken eines Fluoridgels die Dentalfluorose der bleibenden Zähne verursachen kann. Deswegen darf ein Auftragen des Fluoridgels bei den Kindern bis zum 8. Lebensjahr ausschließlich in der Zahnarztpraxis vorgenommen werden, wo ein Verschlucken ausgeschlossen ist.
Ab dem 9. Lebensjahr wird eine Verwendung des Fluoridgels zu Hause 1 Mal wöchentlich empfohlen.
5. Sind Fluoridtabletten sinnvoll?
Es kommt darauf an.
Bei sehr kleinen Kindern, die fluoridhaltiges Speisesalz nicht zu sich nehmen und nicht regelmäßig die Zähne putzen lassen, sind Fluoridtabletten zu empfehlen. Bei älteren Kindern ist die Fluoridprophylaxe mittels fluoridhaltigen Speisesalzes und fluoridhaltiger Zahnpaste ausreichend.
6. Ist ein Fluoridieren des Trinkwassers sinnvoll?
Für Deutschland ist diese Frage irrelevant, weil hier kein Fluoridieren des Trinkwassers stattfindet.
7. Was ist besonders in der Kinderzahncreme?
Die Kinderzahncreme oder Kinderzahnpaste hat 50 % Fluoridgehalt im Vergleich zur Zahnpaste für Erwachsene und zwar 500 ppm des Fluorids. Wie ich bereits erwähnt habe, sollte das Kind bis zum 8. Lebensjahr zu viel Fluorid zu sich nehmen, kann Fluorose bei den bleibenden Zähnen entstehen. Um diese Gefahr zu reduzieren, ist die Fluoridgehalt in der Kinderzahncreme halbiert.